Realität trifft Schein „Anwalts Liebling“ oder „Danni Lowinski“


"Herzlichen Dank an eine großartige Anwältin, absolut kompetent, überlegt, geduldig und einfühlsam! Wir haben uns verstanden und sehr gut
aufgehoben gefühlt. Jederzeit gerne wieder. Besten Dank und alles alles Gute für Sie!" Annette Wölfel

Meine entzückende und noch sehr junge Praktikantin ist desillusioniert.

Meine entzückende und noch sehr junge Praktikantin ist desillusioniert.

Nicht weil sie nicht alle Seiten eines Kanzleialltags mitbekommen hätte, sondern weil sie sich die Arbeit in einer Kanzlei und den Berufsalltag eines Anwalts so gaaaaaanz anderes vorgestellt hat. Morgens früh um acht bereits an einem Schreibtisch sitzen, ja- das sei normal. Den ganzen Tag Bücher wälzen, viel schreiben und telefonieren und immer wieder Mandanten mit langweiligen Kündigung, Mieterhöhung und so Alltäglichkeiten, so habe sie sich das nicht vorgestellt.

Und vor Gericht, da würde praktisch ja auch nicht viel passieren – außer, dass die Anwälte ein bisschen was erzählen und der Richter dann noch nicht mal gleich ein Urteil spricht. Selbst die Strafsache wäre langweilig gewesen, da hätte man ja gar nicht vor Ort recherchiert und das obwohl die Fotos in der Akte doch so gruselig gewesen wären. Sie hätte gedacht, es sei alles viel spannender, man würde viel mehr draußen sein und viel beobachten, auch mal Leuten nachspionieren von denen man wisse, dass sie ja lügen, um sie zu überführen. Oder die Stalkerin, da hätte sie gedacht man sollte dieser mal eine Falle stellen, das wäre doch spannend. Die Mandanten wären ja sehr nett, aber sie dachte man würde mit denen viel mehr unternehmen. Also Anwalt, das wäre dann doch eher nichts für sie. Viel zu langweilig. Sie habe gedacht, es sei viel spannender – eher so wie man es auch im Fernsehen sieht.

Ohaa, welch Bild des Anwaltsdaseins offenbart sich da? Anwalts Liebling, Danni Lowinski, Der Dicke, Ally McBeal, Edel & Stark, Boston Legal? Ist den letzten drei wenigstens noch gemeinsam, dass die Kanzleien den Eindruck machen, dass man sich mit dem Beruf ernähren will und kann, so scheinen die ersten drei doch eher dem Hungertuch mit Herz und ganz viel freier Zeit verschrieben zu sein. Klar, das Herz an der rechten Stelle, aber der Magen hängt in den Knien; ab und an ein Käsebrötchen von der netten Mandantin und wenn´s gar nicht mehr geht, findet sich immer jemand der einem zum Essen einlädt- zwischen zwei „Recherchen“ vor Ort und einem Bierchen an der Theke.

Tja, ich bin „nur“ normal arbeitende Anwältin und muss meinen Lebensunterhalt selbst verdienen, die Kanzleiräume und meine Mitarbeiter bezahlen und da sind noch ganz viele andere Kosten, die die meisten sich nicht vorstellen wollen. Nein, ich bin keine Seelsorgerin, na ja ab und an vielleicht auch, keine Sozialarbeiterin der Straße und auch kein Detektiv, der sich nachts in fremden Wohnung rum treibt. Wer würde auch sonst hier die ganze notwendige Schreibarbeit erledigen, mit dem Gegner und den Mandanten telefonieren, Besprechungstermine wahrnehmen und vor Gericht die Mandanten vertreten? Ich bin zwar blond und trage auch mal Overknee-Stiefel, aber mein Ausschnitt bei der Arbeit ist eher sittsam, der Rock maximal eine Handbreit über dem Knie und ich käme auch nicht auf die Idee, einen Klappstuhl in einer Einkaufspassage aufzustellen und eine Stoppuhr vor mich zu stellen, um den Preis meiner Arbeit zu ermitteln.

Dafür wohne ich aber auch nicht mehr bei Papa und lasse mein Telefon auch nicht durch die Bäckerei nebenan bedienen und meine Mandanten fühlen sich in der vertraulichen Stille meines Besprechungszimmers in der Regel ganz wohl und wissen, dass ich nicht mit einer Freundin deren Probleme durchhechle. Der Anwalt als „Detektiv“, der in fremden Mülltonnen wühlt, um an Beweise zu kommen oder mal kurz den Hausmeister besticht, um in einer fremden Wohnung nach Fotos zu suchen? Der in der Kälte und Dunkelheit an einer Hausecke steht und sich dann noch mit der Gegenseite blutig schlägt. Der gesetzeslose Robin Hoods des Rechtssystems? Nein Danke, meine Anwaltszulassung ist mir doch eher wichtig, insb. nachdem das Renteneintrittsalter immer höher wird.

Selbst Detektive sollen ja an das geltende Recht gebunden sein, aber was interessiert das die Schreiber von Serien, sie wollen Einschaltquoten und da ist die Realität ab und an eher hinderlich. Wir Anwälte erzählen unseren Mitarbeiterinnen auch nicht die letzten Liebeserlebnisse brühwarm- die sie wahrscheinlich auch eher langweilig finden würden-  und in den Toiletten werden auch keine Geheimnisse ausgeplaudert, zudem wir ohnehin nicht so viele davon besitzen. Aber dafür sitzen wir Anwälte manchmal abends noch in der Kanzlei bei einem Glas Wein und unterhalten uns über das Leben im Allgemeinen und das Anwaltsdasein im Speziellen- aber da sind die Mitarbeiterinnen schon seit einigen Stunden Zuhause und sitzen vielleicht vor Boston Legal.

Es gibt eben einen Grund warum wir als Anwälte und nicht als Schauspieler unser Geld verdienen. Ich mag diese Serien, gerade weil sie so weit von der Realität entfernt sind, unterhaltend, witzig, entspannend und so herrliche Sprüche enthalten wie die von Denny Crane, der zu Sally sagt, als sie deprimiert ist, weil sie sich von Alan benutzt fühlte: „Wenn meine Mitarbeiter unglücklich sind….dann biete ich ihnen eine Umarmung an“. Aber liebe Praktikantin, sie haben leider weniger mit der Realität zu tun, eine Umarmung gefällig? Da muss selbst die Praktikantin wieder lachen.

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